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Chemnitzer FC Ex-Kapitän Richter gut erholt nach Herzinfarkt

Es gibt Vereine, wie es der Chemnitzer FC in diesen lauen Spätsommertagen auch ist, die das gelebte Mittelmaß verkörpern. Mit elf Punkten nach acht Spieltagen belegt der CFC den neunten Tabellenplatz in der 3. Liga. Eine durchaus ordentliche Bilanz, die jedoch auch noch Platz für Steigerungspotential bietet. Personell hat der sächsische Traditionsverein deshalb auf dem Transfermarkt noch einmal zugeschlagen und den polnischen Mittelfeldspieler Adrian Mrowiec verpflichtet.

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Chemnitzer FC Ex-Kapitän Richter gut erholt nach Herzinfarkt
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28 Jahre ist der Routinier alt und hat sämtliche Fähigkeiten um mittelfristig sogar zu einem echten Führungsspieler bei den „Himmelblauen“ zu mutieren. Damit steigt die Anzahl der Alternativen für Trainer Gerd Schädlich, der nun im zentralen Mittelfeld eine reichhaltige Auswahl vorfindet. Mrowiec hat bis 2014 einen Vertrag unterschrieben.
Auch Trainer Schädlich zeigt sich auf der vereinseigenen Homepage mit diesem jüngsten Transfercoup absolut zufrieden. Der meinungsstarke Trainer wird mit den Worten zitiert: „In unserer derzeitigen Personalsituation freuen wir uns, dass wir mit Adrian Mrowiec noch einen Spieler für das zentrale Mittelfeld verpflichten konnten.“
In der abgelaufenen Spielzeit war der spielstarke Pole für den Regionalligisten Rasen-Ballsport Leipzig unter Vertrag. In den Pflichtspielen hat er jedoch kein einziges Spiel absolvieren können. Deshalb war es daher auch die logische Konsequenz, dass schon nach wenigen Wochen eine Vertragsauflösung angestanden hat. Vor seinem missglückten Gastspiel in Leipzig hat er sich in Schottland beim Traditionsverein FCHeart of Midlothian einen Namen gemacht und stolze 61 Spiele absolviert. Hinzu kommen immerhin fünf Einsätze in der Champions-League-Qualifikation und zwei Begegnungen in der Europa League.
Der Fußball ist ohne Frage ein absolut schnelllebiges Geschäft. Dennoch bleiben bestimmte Sachen immer in Erinnerung. Wie auch die Tragödie um den Herzinfarkt vom ehemaligen CFC-Kapitän Andreas Richter, der vor gut einem Jahr deshalb seine Karriere beenden musste. Am 8. September hat sich dieser Schreckenstag zum ersten Mal gejährt. Dazu wird Richter vom „Kicker“ zitiert: „Angst nicht. Aber die Gedanken an die Ereignisse vor einem Jahr werden mir wohl häufiger in den Kopf schießen als an einem gewöhnlichen Tag.“
Seit gut einem Jahr wurden schon intensive Untersuchungen hinsichtlich des ehemaligen Spielführers von Chemnitz angestellt. Dennoch gab es noch keine Erkenntnisse hinsichtlich einer konkreten Ursache: „Nein. Ich habe mehrere Ärzte konsultiert, aber keiner hat den Grund herausgefunden. Es gibt Leute, die einfach so umkippen. Keiner weiß, wieso.“
Sicherlich ist dieses Erlebnis in seinem Kopf abgespult. Über seine Gedankengänge sagt er im Gespräch mit dem „Kicker“: „Eigentlich gar nicht mehr. In den ersten Wochen nach dem Herzinfarkt fragst du dich schon: warum ausgerechnet ich? Aber das geht anderen Menschen, die an Krebs, Schlaganfall oder anderen schwerwiegenden Krankheiten leiden, nicht anders. Diesen Gedanken habe ich ziemlich schnell verworfen.“
Es bricht unweigerlich für einen Fußballprofi eine Welt zusammen, wenn er nicht mehr in seinem Traumberuf arbeiten kann. Über die Situation, wo er plötzlich das Karriereaus hinnehmen musste, sagt er: „Ein oder zwei Tage nach dem Erwachen aus dem künstlichen Koma. Ich war frustriert, aber weil ich so geschwächt war, konnte ich mich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht damit auseinandersetzen. Wochen später, als ich es realisierte, war es schon sehr, sehr schwierig. Ein halbes Jahr später auch noch.“

Auch mental war dieser schwere Schlag nicht so einfach zu verarbeiten, da man diese Situation vorher nicht einüben konnte: „Man lebt gesund, trainiert jeden Tag, ist voll belastbar und powert sich aus. Du fühlst dich unverwundbar und denkst keine Sekunde daran, dass so etwas passieren könnte. Es hat mich ziemlich schwer getroffen. Ich wurde von jetzt auf gleich aus meinem Leben herausgerissen. Plötzlich durfte ich nicht mehr meinen geliebten Sport ausüben.“

Die Umstellung ist enorm. Daher fällt es ihm auch enorm schwer, dass er diese schweren Gedanken der Wehmut an den grünen Rasen und das aktive Fußballerleben komplett ausblenden kann: „Das ist tagesformabhängig. Es gibt Momente, gerade auch bei Spielbeobachtungen, in denen ich mir sage: Verdammt, wie gerne würde ich auf dem Platz stehen. Bei unserem Pokalderby gegen Dynamo Dresden beispielsweise. Ich sitze auf der Tribüne, habe keinerlei Einschränkungen und fühle mich gut. Dass das Herz in der Vollbelastung nicht mehr mitmacht, merkst du in diesem Moment nicht. Natürlich kommt dann Wehmut auf. Zwar immer seltener, aber hin und wieder doch.“

Offen gibt er auch zu, dass negative Gedanken bei ihm auch eine Rolle spielen: „Ein bisschen. Aber das ist nun halt so. Ein Abschnitt ist zu Ende, ich kann es nicht ändern. Und auf der anderen Seite kann ich froh sein, noch senkrecht zu stehen und am Leben teilzunehmen. Für den Alltag fehlt mir nichts. Das Bewusstsein, es hätte schlimmer enden können, rückt alles in ein anderes Licht.“
Auf die Frage, ob er psychologische Hilfe in Anspruch genommen hat, antwortet er wie folgt: „Nein, aber das möchte ich bald, um mit professioneller Hilfe herauszufinden, ob ich es gut verkraftet habe oder ob doch etwas hängen geblieben ist. Und um mit der Tatsache, keinen Fußball mehr spielen zu können, noch besser abschließen zu können.“

Zumindest kann er auch ganz ehrlich zugeben, dass mehr Ruhe und Gelassenheit nach seinem Karriereende bei ihm Einzug gehalten hat: „Ich atme häufiger durch, erledige in Ruhe meine Aufgaben und lasse mich nicht stressen. Aber das musste ich erst lernen und verinnerlichen. Anfangs war es schwierig für mich, alles einen Tick langsamer zu tun. Alleine zu sagen: Stopp, jetzt rennst du nicht. Hast keine Eile. Es muss nicht alles schnell, schnell gehen.“

Derzeit ist er bei seinem Verein Chemnitzer FC bei einem Praktikum für den Trainerjob angestellt. Ein mögliches Ziel ist, dauerhaft in diesem Bereich zu arbeiten: „Den gab es. Aber ich habe gemerkt, wie sehr ich verwurzelt und verwachsen bin mit dem Fußball und mit Chemnitz. Der Verein hat mir die Chance gegeben, in den Trainerberuf hineinzuschnuppern. Und spätestens in einem Jahr setzen wir uns zusammen, um zu sehen, ob ich mir das für die Zukunft vorstellen kann. Aktuell ist es eine Art "Trainer light". Ich unterstütze den Trainerstab um Gerd Schädlich ein- oder zweimal die Woche, übernehme teilweise das Aufwärmen und beobachte die künftigen Gegner. Aber sicherlich darf man im Hinblick auf eine spätere Tätigkeit den Faktor Stress nicht unterschätzen.“

Auch wenn er dem „Kicker“ verraten hat, dass die ursprünglichen Pläne eigentlich anders gewesen sind: „Richtig. Ich wollte in den kaufmännischen Bereich zurück. Nach dem Abi habe ich eine Ausbildung als Industriekaufmann abgelegt und während meiner Karriere ein Fernstudium als Sportmanager. Trainer konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Ich sehe es als Experiment.“

Quelle: www.kicker.de

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