Die sportliche Ambivalenz von Arminia Bielefeld lässt sich perfekt mit dem Begriff „Fahrstuhlmannschaft“ bezeichnen. Immerhin stellte der DSC den Rekord für die meisten Aufstiege in die Bundesliga auf (8). Einerseits bedeutet das, dass die Ostwestfalen bereits acht Mal in Aufstiegsekstase verfallen konnten. Natürlich geht damit aber auch einher, dass viele Abstiege zu verkraften waren. In den 2000er Jahren pendelte der Verein regelmäßig zwischen der ersten und zweiten Liga. In dieser sportlichen Ungewissheit lag fast schon eine Art eigene Konstanz. Die Fans wussten, woran sie sind, und nahmen das Auf und Ab mit Humor.

Hatte man sich mit dem jahrelangen Auf und Ab zwischen der 1. und 2. Bundesliga abgefunden, so traf der Abstieg in die 3. Liga nach der Saison 2011/12 den Verein und seine Fans umso härter. Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell drohte die Katastrophe. Nur mühsam konnte sich der Verein wirtschaftlich in den folgenden zehn Jahren stabilisieren. Was aus eigener Kraft aussichtslos erschien, wurde dank des Bündnis OWL möglich. Dabei schlossen sich Unternehmen aus der Region zusammen, um dem Verein mit dem Kauf des Stadions aus den Schulden zu helfen. Eine wirtschaftliche Befreiung, die auch sportlich für Aufwind zu sorgen schien. 2021 folgte nach über zehn Jahren der Unterklassigkeit der lang ersehnte Aufstieg zurück in die erste Liga.
Als kleiner Verein mit geringem Budget sprach nicht viel für den Klassenerhalt. Was damals auch die Betano Quoten für die Bundesliga zeigten. Immerhin konnte man sich aber eine Saison lang im Oberhaus halten, ehe es wieder in die 2. Bundesliga hinunter ging. Zum Leidwesen der Arminia-Anhänger konnte die vollkommen neu zusammengewürfelte Mannschaft nicht richtig zusammenfinden, sodass der direkte Abstieg in die 3. Liga folgte. In der Saison darauf drohte sogar der erneute Abstieg in die 4. Liga, der den Verein möglicherweise endgültig ruiniert hätte. In seiner letzten Saison konnte Vereinslegende Fabian Klos aber noch gerade so den Klassenerhalt feiern.
Pokalschreck
In der Liga ist Bielefeld traditionell mit großen Leistungsschwankungen konfrontiert. Im Pokal konnte man immer wieder unerwartete Ausrufezeichen setzen. Die Leistungen im DFB-Pokal scheinen etwas paradox. Seine besten Leistungen erreichte der DSC im Pokal nämlich in Spielzeiten, in denen sie in der 3. Liga unterwegs waren. In der Saison 2014/15 gelang Arminia eine Sensation, indem mit Hertha BSC, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach gleich drei Bundesligisten hinter sich gelassen werden konnten. Schluss war erst im Halbfinale, als eine Mannschaft des VFL Wolfsburg auf die Alm kam, die unter anderem einen gewissen Kevin De Bruyne im Kader wusste.
Auch 10 Jahre später schaffte der DSC erneut als Drittligist den Sprung ins Halbfinale. Mit Union Berlin, dem SC Freiburg und Werder Bremen konnten bis dahin erneut drei Bundesligisten eliminiert werden. Nun geht es gegen Titelverteidiger Bayer Leverkusen und der eine oder andere Bielefelder träumt von der nächsten Sensation auf der Alm.
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