Alemannia Aachen - das Kurzportrait des Traditionsvereines und der beiden Tivolis

Veröffentlicht: 29.04.2024 20:03 Uhr | Autor: Johann Sebastian Künzig | Bild: Alemannia Aachen

Das Portrait des Vereines, der aktuell für viele Schlagzeilen sorgt.




Alter Tivoli

Der „alte“ Tivoli hatte zu seiner Einweihung, welche bereits am 3. Juni des Jahres 1928 mit einem Spiel gegen Preußen Krefeld stattfand, ein Fassungsvermögen von 10.000 Zuschauern. Aber bereits zehn Jahre später musste der Verein in das Waldstadion Aachens ausweichen, da das Fassungsvermögen dem Zuschauerandrang einfach nicht mehr standhalten konnte.

1953 starteten dann die ersten größeren Ausbauten, durch welche bereits das künftige Aussehen, welches bis 2011 hin Bestand hatte, zu erkennen war. Im Herbst 1953 wurde der sich im südlichen Teil des Stadions befindliche Stehplatzwall eingeweiht. Es wurden auch das spätere Marathontor in der südöstlichen Ecke des Stadions sowie der Spielertunnel erbaut. Am Ende der Arbeiten fasste der Tivoli dann bereits 20.000 Zuschauer.

Vier Jahre später fasste man den Entschluss, dass die Sitztribüne überdacht wird, den Würselener Wall auf eine Kapazität von 11.000 Leuten auszuweiten und eine Flutlichtanlage zu bauen. Im August 1957 fand dann auch das Einweihungsspiel der Flutlichtanlage und der Umbauten statt. Zu Gast war Espanyol Barcelona und die Alemannia verlor vor rekordträchtigen 35.000 Zuschauern die Partie mit 2:4. Die Flutlichtanlage war damals eine der modernsten überhaupt, die in Europa in Betrieb waren. Nur ein paar Wochen darauf wurde dann der Zuschauerrekord aufgestellt, der inoffiziell 40.000 Zuschauer betrug.

Am Ende der Saison 1957/58 wurden dann die Stehplatzränge mit Wellenbrechern ausgestattet, da die Absperrgitter bei einem sportlichen Vergleich gegen den 1. FC Köln gebrochen waren.

1967 stand der Aufstieg in die Bundesliga fest. Auf dem Aachener Wall wurde eine provisorische Stahlrohrtribüne mit einem Fassungsvermögen von 1.300 Sitzplätzen errichtet, wodurch der Tivoli dann wegen Sicherheitsauflagen und kleineren Umbaumaßnahme auf eine trotzdem noch verringerte mögliche Auslastung von 29.900 Zuschauern kam.

In der folgenden Zeit waren nur noch kleinere Maßnahmen zur Instandhaltung und Renovierung durchgeführt. 1973 wurde dann ein neues Umkleidehaus gebaut, der Aufgang zum Wülsener Wall wurde neu errichtet, der Platz erhielt eine Entwässerungsanlage, die Stehplatzränge wurden erneuert und am Wülsener Wall kamen letztendlich noch einige neue Ränge hinzu. Durch diese Maßnahmen fanden nun 32.000 Zuschauer Platz am Tivoli.

Die Überdachung der Gegentribüne auf der Ostseite gab dem Stadion im Februar 1980 dann das Aussehen, welches bis zum Abriss bestand hatte. Das Dach wurde dann bei Heimspiel gegen den DSC Arminia Bielefeld eingeweiht. Das Spiel vom 3. Februar 1980 ging allerdings mit 2:3 verloren. Und obwohl dieser Umbau kosten von 440.000 Mark mit sich brachte, wurde die Gesamtkapazität leicht verringert.

1999 folgte dann eine neue Rasenfläche, das Stadion erhielt eine Rasenheizung und ein leichter Höhenunterschied wurde nivelliert. Auch die Beschallungs- und Flutlichtanlagen wurden erneuert. Im Winter 2000 wurden die Sitzschalen aus dem Stadion von Roda JC Kerkrade der Alemannia gestiftet. Diese wurden dann auf die Holzbänke der Sitzplatztribünen geschraubt. 2003 wurden dann die Trainerbänke vor der Sitzplatztribüne verlegt und zum Schutz wurden Fangnetze angebracht, nachdem Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf im November 2003 von einem Gegenstand aus dem Zuschauerraum getroffen wurde.

2004 wurden dann letztendlich noch komplett neue Sitzschalen installiert, neue Drainagen wurden gelegt und die Fläche zwischen Spielfeld und Zaun wurden mit Steinen befestigt.

Das letzte Bundesligaspiel fand am 24. Mai 2009 auf dem alten Tivoli statt. Die Alemannen gewannen mit 4:0. Am 26. Juli 2009 konnte beim letzten Freundschaftsspiel gegen den SV Werder Bremen noch ein 3:2 Erfolg gefeiert werden.

Ab der Saison 2009/10 bestreitet die Alemannia ihre Heimspiele in einem neuen Stadion, welches ebenfalls Tivoli heißt. Die Zweitbesetzung jedoch spielte weiterhin dort und absolvierte die Saison 2010/11 noch komplett im altehrwürdigen „alten“ Tivoli, ehe das Grundstück ausgeschrieben und das Stadion abgerissen wurde. Das letzte Ligaspiel wurde dort von der Zweitbesetzung am 07. Mai 2011 ausgetragen, welches die Alemannia Aachen II gegen Schwarz-Weiß Essen mit 3:1 gewann, ehe das absolut letzte Spiel folgte, in welchem die Traditionsmannschaft gegen eine Fanauswahl antrat.


Neuer Tivoli

Es war bereits seit 2004 der Bau eines neuen Stadions in Aachen von der Stadt und der Alemannia geplant. Am Anfang wurde vorgeschlagen, die Nähe zum Flugplatz Merzbrück zu suchen. Jedoch wurde im Mai 2006 der Bau an einem Standort gestartet, den die Fans des Vereins sowie die Anwohner der Stadt gefordert hatten, und zwar innerhalb der Grenzen der Stadt Aachen.

Die organisierten Fans und Fangruppen arbeiteten auch zwei Positionspapiere aus, die auch die realistischen und umsetzbaren Wünsche und Anforderungen eines Stadionneubaus umfassten. Diese wurden dann auch beim Neubau berücksichtigt und weitestgehend umgesetzt. Ein Punkt davon ist, dass die steilen Tribünen so nah wie es nach den geltenden UEFA-Regularien vorgeschrieben ist, ans Spielfeld gebaut wurden. Daher ist die erste Zuschauerreihe nur 80 cm über dem Spielfeldniveau und der Abstand zum Feld beträgt gerade einmal 6 Meter an den Seiten und 7,5 Meter hinter den Toren. Das Stadiondach ist mit Absicht so tief angeordnet und liegt nicht auf der Tragkonstruktion auf, wie das in anderen Stadien üblich ist, sondern befindet sich stattdessen darunter. Dies alles dient der Förderung einer lauten Akustik. Die Architektur des „neuen“ Tivoli ist klar, einfach und puristisch und orientiert sich erkennbar in manchen Teilen an seinem traditionsreichen Vorgänger, dem „alten Tivoli“.

Die Bauarbeiten begannen nach Abstimmung, welcher Vorschlag nun umgesetzt werden soll im Februar 2008 mit dem Fällen von Bäumen auf dem neuen Stadiongelände. Der Spatenstich folgte dann am 17. Mai 2008. Die letzten Teile der Tribünen wurden dann am Ende des Februars 2009 eingesetzt. Einen Monat zuvor begann man bereits mit dem montieren der ersten Dachteile.

Das Eröffnungsspiel fand am 12. August 2009 statt. Der Gegner im Freundschaftsspiel war der belgische Zweitligist Lierse SK und das Spiel endete mit 2:2. Das erste Tor im Stadion erzielte ein Lierser namens Mohamed El-Gabas.

Auch das erste Pflichtspiel ließ nicht lange auf sich warten. Die Alemannia empfing am 17. August 2009 den FC Sankt Pauli und erhielt eine richtige Klatsche. Mit 0:5 ging das Spiel verloren und war die höchste Zweitligapleite der Vereinsgeschichte. Kurioserweise erzielte das erste Pflichtspieltor der Stadiongeschichte ein ehemaliger Alemanne, Marius Ebbers.

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